Paradigmen

Paradigmawechsel im Ackerbau

Rolf Derpsch

Althergebrachte Bewirtschaftungsmethoden in der Landwirtschaft führen in den Tropen und Subtropen zu Bodendegradierung und Nachlassen der Ertragsfähigkeit der Böden. Dies hat Armut, Landflucht, Vermehrung von Slums und von sozialen Konflikten zur Folge. Will man den Bauern eine Überlebenschance auf dem Lande ermöglichen und soll eine nachhaltige Landnutzung erreicht werden, muß ein Umdenken erfolgen und es müssen neue Wege im Ackerbau gegangen werden. Im folgenden werden alte und neue Sichtweisen (Paradigmen) gegenübergestellt und die sich daraus ergebenden Konsequenzen analysiert.

(Veröffentlicht auf Englisch in: ISTRO-INFO EXTRA, Vol. 4, 1999; Im Internet unter: http://www.soils.wisc.edu/istro)

Paradigmen der VergangenheitParadigmen der Zukunft
  • Bodenbearbeitung muß sein
  • Vergraben der Pflanzenrückstände mit Bodenbearbeitungsgeräten
  • Nackter Boden über Wochen und Monate
  • Bodenerwärmung durch Sonneneinstrahlung
  • Brennen erlaubt
  • Bodenchemische Prozesse im Vordergrund
  • Pflanzenschutz vorzugsweise chemisch
  • Gründüngung und Fruchtfolge als Option
  • Bodenerosion ist eine unvermeidliche Begleiterscheinung des Ackerbaus
  • Direktsaat, keine Bodenbearbeitung
  • Pflanzenrückstände werden als Mulch an der Bodenoberfläche belassen
  • Ganzjährige Bedeckung des Bodens
  • Reduzierung der Bodentemperaturen
  • Brennen verboten
  • Bodenbiologische Prozesse im Vordergrund
  • Pflanzenschutz vorzugsweise biologisch
  • Gründüngung und Fruchtfolge als Muß
  • Bodenerosion ist nichts anderes als ein Symptom daür, daß ein für den Standort und das Ökosystem nicht angepaßtes Anbausystem zur Anwendung gekommen ist
Konsequenzen der Bodenbearbeitung bzw. des nackten Bodens Konsequenzen des Direktsaatsystems bzw. der permanenten Bodenbedeckung
  1. Wind- und Wassererosion treten auf
  2. Geringe Wasserinfiltration in den Boden
  3. Geringe Bodenfeuchtigkeit
  4. Unvermeintlicher Abbau der organischen Substanz im Boden
  5. C entweicht als Kohlendioxyd in die Atmosphäre (Treibhauseffekt = globale Erderwärmung)
  6. Bodendegradierung (chemisch, physikalisch, biologisch)
  7. Rückgang der Produktivität der Kulturen
  8. Höhere Düngeranwendung und höhere Produktionskosten
  9. Langfristig kein Überleben auf dem Lande (Geringe Erträge, keine Rentabilität, Verdienstausfall
  10. Armut, Landflucht, Vermehrung der Slums und der sozialen Konflikte
  1. Wind- und Wassererosion werden gestoppt
  2. Erhöte Wasserinfliltration in den Boden
  3. Höhere Bodenfeuchtigkeit
  4. Aufbau oder Erhalt der organischen Substanz im Boden (Erhöhung der Bodenqualität)
  5. Der Boden wirkt als C- Senke (Verbesserung der Bodenqualität; dem Treibhauseffekt wird entgegengewirkt
  6. Bodenverbesserung (chemisch, physikalisch, biologisch)
  7. Erhöhung der Produktivität der Kulturen
  8. Geringere Düngeranwendung und geringere Produktionskosten
  9. Langfristige Verdienstmöglichkeiten der Bauern auf dem Lande durch gute Rentabilität und nachhaltige Bewirtschaftung des Ackers
  10. Befriedigung der Grundbedürfnisse, Erhöhung des Lebensstandards und der Lebensqualität der Bauernfamilie
Externe Auswirkungen der Bodenerosion Externe Auswirkungen des Anbausystems
  • Sedimentation von Flüssen, Stauseen und Seen
  • Reduzierte Wasserqualität
  • Probleme für Wasserkraftwerke
  • Sedimentation von Straßen
  • Hohe Kosten für den Staat und für die Gesellschaft durch externe Auswirkungen der Bodenerosion
  • Verringerung der Sedimentation von Flüssen, Stauseen und Seen
  • Verbesserte Wasserqualität
  • Keine Probleme für Wasserkraftwerke
  • Keine Sedimentation von Straßen
  • Geringere Kosten für den Staat und für die Gesellschaft, da die externen Kosten der Bodenerosion ausfallen bzw. reduziert werden
Fazit Fazit
  • Nachhaltige Bodennutzung nicht möglich (weder ökologisch, sozial noch wirtschaftlich)
  • Bodenausbeutung
  • Nachhaltige Bodennutzung gesichert (ökologisch, sozial und wirtschaftlich)
  • Standortgerechte Bodennutzung